Um lebensbedrohliche Erkrankungen in den Griff zu bekommen, erhalten Patienten auf der Intensivstation meist zahlreiche Medikamente gleichzeitig. Dies erhöht das Risiko für Arzneimitellinteraktionen und unerwünschte Wirkungen bei den Patienten. Wie häufig und wie schwer solche Wechselwirkungen auf einer medizinischen Intensivstation auftreten und welche Arzneimittel betroffen sind, hat eine aktuelle Studie untersucht.
Für die Studie analysierten Experten auf einer internistischen Intensivstation die Daten von 240 Patienten. Während der 4-wöchigen Beobachtungszeit überprüften sie die verordneten Medikamente täglich mit Hilfe von zwei elektronischen Arzneimittel-Informationssystemen (Lexi-Interact und Micromedex) bezüglich möglicher Arzneimittelinteraktionen und deren Schweregrade.
Insgesamt wurden 457 Arzneimittelinteraktionen mit einer Rate von 190.4 Interaktionen pro 100 Patiententage registriert 297 Interaktionen betrafen einzelne Medikamentenpaare. Etwa 25% aller Wechselwirkungen wurden als schwerwiegend eingestuft. Am häufigsten betroffen waren Medikamente gegen Bluthochdruck (106 Fälle) und Blutgerinnungshemmer (80 Fälle).
Konklusion der Autoren: Arzneimittelinteraktionen sind auf medizinischen Intensivstationen häufig und unterscheiden sich bezüglich Schwere und Art der einzelnen Medikamentenkombinationen von jenen, die auf Intensivstationen in anderen Klinikbereichen auftreten.
Bei der Entwicklung von elektronischen Arzneimittelinformationssystemen sollte deshalb darauf geachtet werden, dass relevante Patientendaten sowie stationsindividuelle Informationen der jeweiligen Klinikbereiche in die Informationsverarbeitung mit einbezogen werden.
Quelle:
Int J Pharm Pract 2012, Online Publikation am 7. Juni