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Gold, Weihrauch und Myrrhe als Arzneimittel wiederentdeckt
Eine Meldung die gut zur Weihnachtszeit passt.

fzm - In der Weihnachtsgeschichte symbolisieren Gold, Weihrauch und Myrrhe den materiellen Reichtum der Weisen aus drei Kontinenten. Später wurden sie auch als kostbare Heilmittel angesehen. Nicht völlig zu unrecht, meint ein Medizinhistoriker in der Weihnachtsausgabe der Fachzeitschrift "DMW Deutsche Medizinische Wochenschrift" (Georg Thieme Verlag, Stuttgart. 2008).

 

"Circa instans", ein maßgebliches Arzneibuch im 12. Jahrhundert, widmete dem Gold als Heilmittel ein großes Kapitel, schreibt Dr. phil. Johannes Mayer, ein Spezialist für mittelalterliche Medizin an der Universität Würzburg. Eine ausgleichende, reinigende und den Körper stärkende Wirkung wurde dem Edelmetall über viele Jahrhunderte zugesprochen. Vor vielfältigen Erkrankungen, von Lepra bis zu Ohnmachtsanfällen, sollte die Einnahme des wertvollen Edelmetalls schützen. Dr. Mayer: Später, im Zeitalter der Alchemie war Gold das gesundheitsstärkende Mittel schlechthin und damit ein wahrhaft königliches Heilmittel.

 

Auch die moderne Medizin setzt auf die Wirkung von Gold. In der Behandlung von Gelenkrheuma, der Rheumatoiden Arthritis, ist es ein zugelassenes Arzneimittel, das bei Unverträglichkeit auf andere Mittel gelegentlich eingesetzt wird. Gold hilft gegen Gelenkschmerzen, verringert das Fortschreiten der Gelenkschäden und das Auftreten neuer Krankheitsschübe, berichtet der Historiker Mayer.

 

Das getrocknete Harz aus dem Weihrauchbaum (Gattung: Boswellia) wurde, wie Dr. Mayer weiß, bereits im Altertum als Heilmittel eingesetzt. Schwerpunkt war die äußerliche Anwendung: Zur Wundheilung, aber auch gegen Hämorrhoiden und Ohrleiden sollte das beispielsweise in süßem Wein aufgelöste Harz helfen. Die arabische Medizin des Mittelalters setzte Weihrauch auch innerlich gegen Erkältungskrankheiten oder zur Gedächtnisstärkung ein. Seit dem Siegeszug der modernen Medizin und der synthetischen Pharmazie wurde Weihrauch zunehmend seltener verwendet. Erst seit wenigen Jahren interessieren sich Wissenschaftler wieder für die mögliche medizinische Wirkung. Dr. Mayer: Laboruntersuchungen an der Universität Tübingen ergaben, dass Weihrauch bei chronischen Entzündungen jene Botenstoffe stoppt, die vor allem bei Autoimmunerkrankungen wie Morbus Crohn, Gelenkrheuma, Asthma, Schuppenflechte oder Multipler Sklerose eine Rolle spielen. Ob Weihrauch hier eine Alternative zum Cortison sein könnte, sei klinisch aber noch nicht untersucht, schränkt Dr. Mayer ein. Eine antientzündliche Wirkung würde allerdings viele mittelalterliche Anwendungen erklären.

 

Myrrhe, vermutlich das Harz von Commiphora-Arten, war in früheren Zeiten ebenso kostbar wie Weihrauch. Und wie dieses wurde es als Arznei geschätzt. Dr. Mayer: Historisch gesehen war es das wertvollste der drei Arzneimittel. Es wurde äußerlich angewendet zur Wundbehandlung und gegen Entzündungen, eingeatmet sollte der Rauch das Gehirn stärken, und innerlich angewendet sollte es gegen Verdauungsbeschwerden und "Verschleimungen" der Organe helfen. Geblieben ist davon in der modernen Medizin wenig. Ein aktuelles Handbuch zur Naturheilkunde empfiehlt Myrrhe lediglich zur lokalen Behandlung leichter Entzündungen der Mund- und Rachenschleimhaut.

 

J. G. Mayer:
Gold, Weihrauch und Myrrhe.
DMW Deutsche Medizinische Wochenschrift 2008; 133 (51/52): S. 2665-2668

Quelle: Thieme Presseservice

Veröffentlicht: 2008-12-18

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