Die Oberflächentemperatur der Hand hat Einfluss auf die Reizleitungsgeschwindigkeit des N. medianus im Karpaltunnel. Wird die in der klinischen Praxis vorgegebenen Mindesttemperatur von 30 Grad Celsius bei elektrophysiologischen Tests überschritten, kann das zu falschen Ergebnissen bei der Diagnose eines Karpaltunnelsyndroms führen.
Robert und Taylor Burnham von der Alberta Universität in Kanada schlossen 33 Patienten in ihre Studie ein, die zur Diagnostik bezüglich eines Karpaltunnelsyndroms zu ihnen kamen. Sie wollten herausfinden, welche Auswirkungen eine erhöhte Handtemperatur auf die elektrophysiologischen Parameter der Diagnostik hat. Sie überprüften die sensorische Latenz, die Nervenleitgeschwindigkeit und die Leitungsamplitude des N. medianus zunächst bei normaler Zimmertemperatur. Nach 20 Minuten Erwärmung durch ein Wärmekissen und einem Anstieg der Hauttemperatur der Hand auf 33,5 Grad Celsius wiederholten sie ihre Messungen. Die höhere Oberflächentemperatur der Hand führte zu den verschiedensten Effekten: Die sensorische und motorische Leitfähigkeit im Karpaltunnel verstärkte sich, und die sensorische Latenz im N. medianus sank. Außerdem kam es zu einer geringeren Amplitude der sensorischen und motorischen Aktionspotenziale.
Die Veränderungen der sensorischen Latenz und der Nervenleitgeschwindigkeit haben zu Folge, dass sie die Diagnose "Karpaltunnelsyndrom" um bis zu 15 Prozent reduzieren können. Die Verringerung der Amplitude führt dagegen in zwölf Prozent der Fälle zu einer Überdiagnose. Eine erwärmte Hand kann somit der Grund dafür sein, dass ein Karpaltunnelsyndrom falsch diagnostiziert wird. hoth
Arch Phys Med Rehabil 2009; 90: 2062–2065
Abb.: Schünke, M, Schulte E, Schumacher U. Prometheus. LernAtlas der Anatomie. Allgemeine Anatomie und Bewegungssystem. Illustrationen von K.Wesker. 2. Aufl. Stuttgart: Thieme 2007.