Diese im Spital, dem Pflegeheim, der Reha oder in einer Arztpraxis erworbenen Infekte treten am häufigsten als Harnwegsinfektion, Wundinfektion, Lungenentzündung oder Blutvergiftung (Sepsis) auf. Mit geeigneten Qualitätsmassnahmen, wie einer konsequenten Händehygiene, dem bewussten Einsatz von Antibiotika oder der korrekten Indikationsstellung für Blasenkatheter, lässt sich die Häufigkeit dieser Erkrankungen massiv reduzieren. Patientensicherheit Schweiz, die Expertenvereinigung Swissnoso und viele Schweizer Gesundheitseinrichtungen leisten in diesem Bereich einen grossen Effort.
Ein Meilenstein der laufenden ersten Schweizer Aktionswoche zur Patientensicherheit ist der heutige Internationale Tag der Patientensicherheit. Im Zuge dieser länderübergreifenden Veranstaltung zeigen die Schweizer Gesundheitseinrichtungen zusammen mit ihren Partnern in Österreich und Deutschland auf, was sie bereits tun, um nosokomiale Infektionen zu vermeiden. Das Motto des ersten internationalen Tages ist: «Jede Infektion, die verhindert werden kann, vermeidet Leid und Kosten.» Laut dem BAG erkranken in Schweizer Spitälern jährlich geschätzte 70‘000 Personen an nosokomialen Infektionen, zirka 2‘000 sterben daran. Eine Schweizer Prävalenzstudie zeigte, dass etwa 7.2 % der hospitalisierten Patienten an einem erworbenen Wundinfekt, einer Lungen- oder Blasenentzündung oder einer Sepsis erkrankten.
Dass nosokomiale Infektionen auftreten, ist durch verschiedene Faktoren bedingt. Verantwortlich können Patientenfaktoren, wie das Alter, die Grundkrankheit oder eine reduzierte Immunabwehr, sein. Dazu kommen Umweltfaktoren, wie die Umgebung des Patienten, mikrobiologische Faktoren, wie die Resistenzeigenschaften von Erregern, und auch die Behandlungsfaktoren, wie invasive Techniken, bspw. Operationen oder Katheter. Krankheitserreger können über den direkten Kontakt mit Personen, wie bspw. die Hände des Personals, oder durch kontaminierte Gegenstände oder Injektionen übertragen werden. Sie können aber auch zur normalen Besiedelung mit Mikroorganismen eines Patienten gehören und unter einer reduzierten Immunabwehr zu einer Infektion führen.
Mit gezielten Präventions- und Überwachungsmassnahmen lassen sich 20 bis 50 % der nosokomialen Infektionen verhindern. Die wichtigste Massnahme ist und bleibt dabei die Händehygiene. Weitere Handlungsfelder sind Impfungen des Personals, die Isolation von Patienten mit übertragbaren Krankheiten, der kontrollierte Antibiotikaeinsatz, die Reduktion von Blasenkathetern auf das absolut Notwendige sowie Hygienemassnahmen in der Patientenumgebung. Das Problem der nosokomialen Infektionen wurde vom Bund erkannt. Abgestützt auf die gesundheitspolitischen Prioritäten der Strategie «Gesundheit 2020» hat das Bundesamt für Gesundheit das Thema mittels der Strategien «Nosokomiale Infektionen (NOSO)» und «Antibiotikaresistenzen (StAR)» in Angriff genommen.
In der Schweiz engagiert sich in erster Linie das Expertennetzwerk Swissnoso für das Thema der nosokomialen Infektionen. Das vom Bundesamt für Gesundheit (BAG) und der Schweizerischen Gesellschaft für Spitalhygiene (SGSH) unterstützte Gremium zielt auf die Reduktion von nosokomialen Infektionen und multiresistenten Keimen im Schweizer Gesundheitswesen. Aktuell wird von Swissnoso in Zusammenarbeit mit dem ANQ, dem nationalen Verein für Qualitätsentwicklung, in Spitälern und Kliniken die nationale Surveillance der postoperativen Wundinfekte erhoben.
Die Stiftung Patientensicherheit Schweiz engagiert sich im Bereich der nosokomialen Infektionen gemeinsam mit Swissnoso mit dem dritten progress!-Pilotprogramm «Sicherheit bei Blasenkathetern». Dieses Modellprojekt zielt darauf ab, den Einsatz von Blasenkathetern zu reduzieren. Schliesslich werden 40 Prozent aller nosokomialen Infekte durch Blasenkatheter verursacht. Studien zeigen, dass mit spezifischen Interventionen sowohl Häufigkeit als auch Dauer der Kathetereinsätze gesenkt werden können – und damit auch die Risiken, eine Blasenentzündung oder Harnwegsverletzung zu erleiden. Das Programm soll Anfang 2016 lanciert werden. Wie die bisherigen progress!-Programme wird auch dieses massgeblich vom Bundesamt für Gesundheit finanziert.
Linkempfehlung
www.patientensicherheit.ch