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Gender in Medizin und Pflege

 

Die Humanmedizin und Pflege von Patienten und Patientinnen unter geschlechtsspezifischen Gesichtspunkten betrachtet

 

Begriffserklärung
Auf Deutsch wird der Begriff Geschlecht für das soziale als auch physiologische Geschlecht verwendet. Im Englischen wird differenziert zwischen „Gender“ und „Sex“. Der Begriff Sex bezeichnet das biologische Geschlecht. Unter Gender wird das soziale und psychologische Geschlecht verstanden. Also was in einer Kultur typisch für ein Geschlecht angeschaut wird. Es bezeichnet die sozialen Geschlechtsmerkmale einer Person. Durch die analytische Aufschlüsselung dieser beiden Begriffe wurde es möglich, "Anatomie" und "Schicksal" der Geschlechter losgelöst voneinander zu betrachten.

 

Entwicklung
Gender ist in Medizin und Pflege noch ein sehr junges Forschungsgebiet. Es war bis vor Kurzem noch eine Terra incognita. Es setzt sich mit den Unterschieden und Gemeinsamkeiten der Geschlechter auseinander, um entsprechende Handlungsaspekte abzuleiten. Gender Medizin widmet sich der Frage, welche körperlichen und psychischen Unterschiede die Geschlechter aufweisen und welche Konsequenzen dies für Therapie und Diagnostik hat. Eine besondere Bedeutung hat das Genderdenken erhalten durch die Untersuchungen bezüglich der Herzerkrankungen bei Frauen. Dort stellten sich wichtige Erkenntnisse heraus, nämlich dass die Diagnostik, als auch die Behandlung bei Männern und Frauen sehr unterschiedlich ist. Eine wichtige Vertreterin der Gender Medicine ist Marianne Legato. Nebst ihrer Forschungstätigkeit hat sie mit ihrem Buch „Evas Rippe“ die Thematik erstmals einer breiten Öffentlichkeit erschlossen. Ausserdem ist sie Chefredakteurin der Zeitschrift „Gender Medicine“, welches als führendes internationales Organ dieser jungen Disziplin gilt.

 

Ziel
Das Wissen um genderspezifische Verhaltensweisen in Krankheitssituationen ist ein wichtiger Aspekt für die Gestaltung individueller, patientenorientierter Pflege. So kann eine optimale Versorgung der Patienten und Patientinnen ohne Geschlechterkluft in der Prävention und Therapie möglich werden. Ziel ist es demzufolge, die Genderproblematik vermehrt zu gewichten und zu erforschen.  

 

gender_logo Unterschiede von Frau und Mann
Je besser das Medizinsystem ist und je älter wir werden, umso mehr machen sich Unterschiede zwischen den Geschlechtern bemerkbar. Die Unterschiede beginnen schon im körperlichen Bereich. Dabei gibt es z.B. Unterschiede bezüglich der Knochendichte, der Gefässdicke, der Grösse der inneren Organe, der Herztätigkeit oder der Körpergrösse und Körperbau.
Weiter treten unterschiedliche Gesundheitsprobleme auf die Geschlechter zeigen ein unterschiedliches Körper- und Krankheitsbewusstsein auf. Ausserdem ist die Artikulation und Kommunikation der beiden Geschlechter unterschiedlich, wodurch auch Symptome anders geäussert werden. So sprechen Frauen eher über psychosomatische und körperliche Symptome und schildern Emotionen, während Männer sich weniger über Krankheitssymptome

äussern und Ängste eher verdrängen als ansprechen. Das Besprechen von Emotionen ist unter Männern immer noch tabuisiert. So kommt es, dass die Anforderungen der beiden Geschlechter an das Gesundheitswesen sich unterscheiden.
Zudem ist die Vorstellung von Gesundheit der Frauen weniger dichotom als die von Männern. Für Männer bedeutet Gesundheit die Abwesenheit von Krankheit, die Frauen können dies nicht so getrennt voneinander sehen.

 

Gesundheitsverhalten der beiden Geschlechter

  • Frauen halten die angefertigten Therapieschemata eher ein als Männer.
  • Frauen älterer Altersgruppen trinken und rauchen weniger, sind jedoch eher medikamentenabhängig, als dies bei Männern zu beobachten ist.
  • Männer sind bewegungsfreudiger und treiben mehr Sport als Frauen.
  • Konfliktbehaftete Lebens-/ Familiensituationen wirken sich bei Frauen eher negativ auf Krankheitsverlauf, sowie therapiebedingte Nebenwirkungen aus, als dies bei Männern zu beobachten ist.
  • Bei Männern liegt eine Unvereinbarkeit zwischen der Krankenrolle und dem Selbstbild vor, sodass die Krankheit oft so lange negiert wird, bis es zu spät für eine Vorsorgemassnahme und die Prognose ungünstig ist.
  • Frauen haben ein höheres Verantwortungsgefühl und sind auch in der Familie für die gesundheitsbezogenen Belange zuständig.
  • Männer weisen eine höhere Risikobereitschaft auf, was zur Folge hat, dass sie rücksichtsloser mit ihrem Körper und ihrer Gesundheit umgehen.
  • Frauen haben eine niedrigere Schmerzschwelle, wodurch sie schnelle als „wehleidig“ angeschaut werden.
  • Männer weisen Defizite in der Inanspruchnahme von Prävention und Vorsorge auf.

 

Dies alles sind Faktoren die bei der Entstehung, Diagnostik und Therapie von Krankheitsverläufen mit einbezogen werden müssen. Nur so ist eine individuell angepasste Pflege und Medizin möglich.

 

Männer- und Frauenkrankheiten
Es ist der Eindruck entstanden, dass es sogenannte Männer- und Frauenkrankheiten gibt, die für das jeweilige andere Geschlecht keine grossen Rollen spielen. So wurde z.B. Inkontinenz stets als eine typische Frauenkrankheit angeschaut, doch durch die vielen Prostataoperationen ist es auch ein männliches Gesundheitsproblem. Demzufolge muss auch bei einem Mann mit gewisser Symptomaufweisung an eine Inkontinenz gedacht werden.
Es zeigen sich nicht nur Unterschiede im Erscheinungsbild der Krankheit, sondern auch in der Wahrnehmung und Schilderung der Symptome. Dies könnte ein Grund sein, warum sich der Therapiebeginn oft verschleppt.

 

Herzinfarkt
Frauenherzen werden zwar angebetet, aber weniger oft gerettet. Denn Herzinfarkte bei Frauen werden häufig zu spät erkannt und demzufolge auch falsch therapiert. Deshalb liegt bei ihnen das Risiko an einem Herzinfarkt zu sterben nachweislich höher als die von Männern. Es liegen signifikante Unterschiede bei der Zahl gesetzter Herzkatheter sowie dem Zeitraum bis zur Einweisung auf die Intensivstation vor. Der Herzinfarkt wird häufig als Männerkrankheit angeschaut und selten jemand rechnet damit, dass eine junge Frau ebenso an einem Herzinfarkt leiden kann. Frauen weisen eher untypische Symptome für einen Herzinfarkt auf. So sind bei Frauen Luftnot, Übelkeit und Erbrechen nicht selten alleinige Alarmzeichen. 

 

Depression
Die Depression wird als Frauenkrankheit bezeichnet. Sie wird bei Frauen deutlich häufiger diagnostiziert und behandelt, als bei den männlichen Artgenossen. Dies könnte daran liegen, dass Männer eine andere Art haben Befindlichkeitsstörungen zu äussern als Frauen. Sodass die geäusserten Symptome eines Mannes nicht als Depression gedeutet werden, weil sie nicht das Erscheinungsbild treffen, dass man von einer Depression gewohnt ist.

 

Postoperative psychische Betreuung
Hier wird oftmals bemerkt, dass die postoperative Betreuung nach Prostatakrebs oder Brustkrebs in Bezug auf die psychische Betreuung sehr unterschiedlich ist. Es werden viel seltener nach einer Prostataoperation psychische Gesichtspunkte angesprochen, als nach einer Brustoperation, wo dies zum Standard gehört.

 

Medikamente
In der Medizin gilt der junge männliche Körper als Norm, was auch in Anatomiebüchern sichtbar ist, wo ausschliesslich Männerkörper abgebildet sind. Auch die Probanden von pharmazeutischen Studien sind ausschliesslich Männer. Somit weiss man bei vielen Medikamenten nicht Bescheid ob und welche Unterschiede in der Wirkungsweise es bei Frauen gibt, da die Medikamente meist nur an Männern erprobt wurden. Eine alters- und geschlechtssensible Forschung war demzufolge in Bezug auf die Medikamente bereits überfällig. Denn die Leber von Frauen und Männer baut unterschiedlich schnell die Gifte ab, wodurch eventuell erklärt werden kann, dass bei Frauen signifikant häufiger Nebenwirkungen auftreten als bei Männern.

 

Herzschwäche
Jeder Dritte leidet im Alter unter Herzschwäche. Jedoch haben Forscher rausgefunden, dass Männer an einer Störung der Pumpfunktion leiden und Frauen an einer Dehnbarkeitsstörung des Herzmuskels. Folglich ergeben sich unterschiedliche Behandlungen für Männer und Frauen, da die Ursache nicht dieselbe ist. Es gebe leider noch keine fachlichen Leitlinien wie die Dehnbarkeitsstörung behandelt werden muss, sondern nur wie die Pumpfunktionsstörung zu therapieren ist.

 

Bezug zur Pflege
Patientinnen sind häufiger irritiert, wenn männliches Pflegepersonal für sie zuständig ist. Hingegen erkennen Männer aus fremden Kulturen nicht ohne Weiteres an, wenn eine weibliche Person für sie zuständig ist. Schwer fällt es männlichen Patienten mit Pflegern über Emotionen zu sprechen, was ihnen bei einer Pflegenden leichter fällt. Unbewusste Rollenklischees können zu bleibenden Kommunikationsbarrieren führen. Aufgrund dessen ist die kontinuierliche Selbstreflexion für Pflegepersonal unerlässlich. Damit sie sich im Klaren sind, dass Gender in der Pflege auch eine Rolle spielt und wie sie persönlich dazu stehen. Die Vorstellungen von der eigenen Rolle als Frau oder Mann wirken sich umso stärker auf die Pflegehandlungen aus, je weniger eigene Geschichten, Biografie und kultureller Hintergrund diesbezüglich analysiert wurde.

 

Massnahmen und deren Wirkung
Für die Zukunft wird eine grössere Gewichtung und Auseinandersetzung mit der Thematik angestrebt. Dadurch könnten sich Copingstrategien und Adhärenz der Patienten und Patientinnen verbessern und die Qualität in der Medizin und Pflege gesteigert werden. Ausserdem kann durch gemischte Teams (unterschiedliches Alter, Geschlecht und Kultur) ein grösseres Spektrum von Patientenbedürfnissen abgedeckt werden. Weiter wird so eine individuellere Therapie durch das Gesundheitspersonal möglich sein. Durch die Auseinandersetzung mit Gender soll die Inanspruchnahme von Gesundheitsangeboten für beide Geschlechter gleichermassen ermöglicht werden.

 

Verwendete Quellen
Die Bedeutung von gender care für die Pflege >>


Gender Medicine und Gender Care – Gesundheit und Krankheit haben ein Geschlecht >>

 

Grosser kleiner Unterschied: Gender Medizin >>

 

Weiterführende Literatur

Artikel "Alles Gender?" in der INTENSIV-NEWS Schweiz - Ausgabe 1/10 (Kostenlose Registrierung nötig) >>


Legato, M. (2004). Evas Rippe. Berlin: Ullsteinbuchverlage
ISBN: 3548365876

 

Bildquelle: EDUCATION HIGHWAY GmbH, URL: http://www.eduhi.at/webimg/gender_logo.jpg

 

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