Im Journal of the American Medical Association werden in der Juliausgabe des Jahres 2007 die Resultate einer randomisierten, kontrollierten Multicenterstudie veröffentlicht. Diese zeigen klar auf, dass Energie aufnehmende und aufschiebende Hüftprotektoren bei Altersheimbewohnern Hüftfrakturen nicht vorbeugen.
„Die höchste Inzidenzrate von Hüftfrakturen wurde bei Altersheimbewohnern festgestellt, wo 50% der Bewohner jährlich stürzen,“ schrieb Douglas P. Kiel, MD, MPH, von der Harvard Medical School in Boston, Massachusettes und Kollegen von Hip Impact Protection PROject (HIP PRO). „Bisherige Studien über die Wirksamkeit von Hüftprotektoren zur Vorbeugung von Hüftfrakturen zeigten widersprüchliche Resultate. Möglicherweise aufgrund der gewählten Forschungsdesigns oder der bescheidenen Adhärenz.“
Von Oktober 2002 bis Oktober 2004 wurden 37 Altersheime in Boston, Massachusetts; St. Louis, Missouri; und Baltimore Maryland randomisiert. Die Bewohner trugen eine speziell designte Unterwäsche, die auf einer Seite den Hüftprotektor beinhaltete. Dieser wurde also von einigen Bewohnern rechts, von den anderen links getragen. Das Durchschnittsalter der Teilnehmenden (n=1042) war 85 ± 7 Jahre, 79% waren Frauen und die durchschnittliche Studienteilnahme betrug 7.8 Monate.
Die Untersucher besuchten jedes Heim dreimal wöchentlich, um die Studienadhärenz zu evaluieren und den Betreuungspersonen Unterstützung zu bieten. Nach 20 Monaten wurde die Studie aufgrund eines Mangels an Effektivität gestoppt (676 Personenjahre der Beobachtung). Für geschützte Hüften betrug die Inzidenz der Hüftfrakturen 3.1% verglichen mit 2.5% bei den ungeschützten Hüften. Die gesamte Adhärenz beim Tragen der Hüftprotektoren betrug 73.8%. Auch bei den Bewohnern mit einer Adhärenz von über 80% war die Inzidenz der Hüftfrakturen etwa gleich wie bei denen, die nicht geschützt waren.
Die Autoren schrieben: „Wir können in diesem klinischen Trial, trotz guter Adhärenz keinen schützenden Effekt des Risikos einer Hüftfraktur feststellen.“ Es kann also gesagt werden, dass die Hüftprotektoren nicht effektiv zur Prävention von Hüftfrakturen beitragen.
Studieneinschränkungen beinhalten solche die verbunden sind mit dem Protektor, denn es sind seit Studienbeginn neue Materialien und demzufolge Protektoren auf dem Markt und getestet worden. Ausserdem kommt es durch die Studieneinschränkungen zu einem Mangel an Generalisierbarkeit auf alle US-Altersheime und auf jene Settings, wo beidseitige Hüftprotektoren verwendet werden. Weiter kann nicht ausgeschlossen werden, dass die Bewohner ihr Gangbild aufgrund des Hüftprotektors verändert haben, sodass sie, wenn sie gestürzt sind auf die Seite fielen, auf der sie den Protektor tragen. Zudem sei die Adhärenz wahrscheinlich höher als in realen Welt.
Es konnte demnach durch diese Studie keine schützende Wirkung auf die Inzidenzrate der Hüftfrakturen bei Altersheimbewohnern durch den Hüftprotektor verzeichnet werden. Die Autoren schreiben, dass zukünftige Forschungen in diesem Bereich durch das Berücksichtigen von besserem Protektorenmaterial und gründlicherem Testen den Zusammenhang erneut untersuchen sollen.
Obwohl Kiel et al. wichtige Daten für die Studie bereitstellten, reichen diese Resultate und jene von vorherigen Studien nicht aus, um evidenzbasierte Empfehlungen für oder gegen Hüftprotektoren bei Altersheimbewohnern zu machen. Die Wichtigkeit des Gesundheitsproblems – Stürze und Hüftfrakturen bei älteren Erwachsenen – sollte die weitere Forschung in dieser Thematik auf der ganzen Welt zwingend machen.
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