Die Kosten zulasten der obligatorischen Krankenpflegeversicherung sind 2012 erneut gestiegen, gegenüber dem Vorjahr um insgesamt 3.2 % pro versicherte Person.
Das zeigt das Monitoring der Krankenversicherungs-Kostenentwicklung (MOKKE) des Bundesamtes für Gesundheit. Die stärkste Steigerung verzeichnet der Bereich Spitex mit 6.9 % gegenüber dem Vorjahr (2011: + 3.9 %). Deutlich zugenommen haben die Kosten auch bei den Laboratorien (+ 5.8 %; 2011: + 6.3 %) und den ärztlichen Behandlungen (+ 3.5 %; 2011: + 1.9 %). Ebenfalls gestiegen, wenn auch moderater, sind die Kosten für ambulante Spitalbehandlungen mit 2.9 % (2011: + 5.1 %), für ärztliche Laboranalysen (+ 2.5 %; 2011: + 1.9 %), für Pflegeheime (+ 2.2 %; 2011: - 3.7 %) sowie für Medikamente (+ 1.5 %; 2011: -1.4 %).
Anhand der neuen Zahlen wird deutlich, dass die Kosten für Arztbehandlungen in den Praxen 2012 viel stärker gestiegen sind als im Vorjahr; zudem fällt die Zunahme höher aus als bei den Kosten insgesamt. Diese ärztlichen Behandlungen machen dabei 21.2 % der Gesamtkosten aus. Zusammen mit den Leistungen der Spitalambulatorien sind es knapp 40 %.
Die Kostengruppe „Spital stationär“ bleibt mit 22.4 % der Gesamtkosten oder durchschnittlich 728 Franken pro Versicherten der grösste Kostenfaktor der obligatorischen Krankenversicherung. Die Kosten für stationäre Spitalbehandlungen haben sich im letzten Jahr um 1.3 % (2011: + 0.4 %) erhöht. Dabei gibt es jedoch grosse kantonale Unterschiede, was mit der Einführung der neuen Spitalfinanzierung auf Anfang 2012 zusammenhängt. Mit der neuen Spitalfinanzierung wurde die Aufteilung der Kosten zwischen den Kantonen und den Versicherern geändert. Diese Änderung wirkt sich in den Kantonen sehr unterschiedlich aus.
Zudem ist es bei der Umstellung auf das neue Abrechnungssystem zu Verzögerungen in der Rechnungsstellung gekommen. So konnten in einigen Kantonen bestimmte Rechnungen wahrscheinlich nicht mehr im Jahr 2012 erfasst werden; diese Kosten werden 2013 anfallen.
Höhere Prämien
Ebenfalls zugenommen haben 2012 die Prämieneinnahmen der Krankenversicherer; gemäss provisorischen Angaben auf 24.5 Milliarden Franken (2011: 23.6 Milliarden Franken). Die Versicherer erzielten voraussichtlich letztes Jahr einen geringen Überschuss, der in die Reserven geflossen ist. Die Reserven sind jedoch vor allem aus anderen Gründen angestiegen: Einerseits verzeichneten die Krankenversicherer aufgrund der guten Verfassung der Aktienmärkte auf ihren Anlagen überdurchschnittlich hohe Kapitalerträge.
Andererseits werden die Aktiven erstmals zu Marktwerten bilanziert. Grund dafür sind die neu geltenden Rechnungslegungsvorschriften: Sie verlangen, dass die Geldanlagen nach Marktwerten bilanziert und Rückstellungen bestmöglich geschätzt werden. Mit den neuen Bestimmungen mussten die Versicherer auf 2012 stille Reserven auflösen und als Reserven in ihren Bilanzen transparent ausweisen. Dies führt dazu, dass die Versicherer durchschnittlich höhere Reserven ausweisen.
Reserven volatiler
Allerdings sind diese Reserven volatil geworden, da sie neu auf einer marktnahen Bewertung basieren. Je nach Situation auf den Kapitalmärkten können sie sich relativ schnell verringern, etwa wenn die Aktien- oder Immobilienpreise fallen. Damit steigen die Risiken in den Bilanzen der Versicherer; verlieren die Anlagen an Wert, schlägt sich dies unmittelbar in der Bilanz nieder.
Einhergehend mit den neuen Bestimmungen werden die geforderten Mindestreserven der Krankenversicherer auf eine andere Art berechnet. Sie tragen neu den individuellen Risiken Rechnung, die eine Krankenversicherung eingeht. Die Anforderungen an die Mindestreserven sind heute tendenziell höher. Sie werden auch nicht mehr wie zuvor in % der Prämien ausgewiesen, sondern in Prozent des Reservebedarfs. Dieser wird mittels eines Modells bestimmt, das die Risiken abbildet.
Gemäss aktueller Einschätzung dürften die im letzten Herbst vom BAG genehmigten Prämien die Kosten im Jahr 2013 knapp decken. Die Prämien stiegen für Erwachsene mit einer Franchise von 300 Franken inkl. Unfall um durchschnittlich 1.5 %. Sollte die Kostenentwicklung nicht moderat ausfallen, müssten die Krankenversicherer auf die Reserven zurückgreifen.