Operationsfehler wie Seiten- oder Eingriffsverwechslungen, Infektionen oder vergessene Fremdkörper kommen auch in der Schweiz vor. Mit der systematischen Anwendung der chirurgischen Checkliste lassen sich viele unerwünschte Ereignisse verhindern oder rechtzeitig auffangen.
Doch diese elementare Sicherheitsmassnahme ist in der Schweiz nicht flächendeckend implementiert, wie eine im März 2013 präsentierte Studie von patientensicherheit schweiz bei über 1’000 Chirurgen, Anästhesisten und OP-Personal belegt. An diesem Punkt setzt das Pilotprogramm progress! Sichere Chirurgie an: Ziel ist die ausnahmslose und korrekte Anwendung der Checkliste als verbindlicher Standard bei jedem invasiven Eingriff, um so die Zahl der unerwünschten Ereignisse zu senken.
Der Programm-Slogan „Operation Sichere Chirurgie – Profis checken“ fasst dies prägnant zusammen. Die Grundlagenschrift „Operation Sichere Chirurgie“, die das Wissen enthält, um die korrekte Anwendung der chirurgischen Checkliste umzusetzen bzw. zu verbessern, wurde schon im Dezember 2012 allen Spitälern zur Verfügung gestellt. Das Vertiefungsprojekt für Pilotspitäler ist nun der zweite Meilenstein im Programmverlauf. patientensicherheit schweiz musste sich aufgrund begrenzter finanzieller und personeller Ressourcen auf die Auswahl von zehn aus den 32 interessierten Spitälern beschränken.
Die zehn Pilotspitäler – ein ausgewogener Mix
Die zehn am Vertiefungsprojekt beteiligten Pilotspitäler sind (in alphabetischer Reihenfolge):
- Centre hospitalier universitaire vaudois (CHUV)
- Freiburger Spital (HFR Freiburg) / Hôpital fribourgeois (HFR Fribourg)
- Hôpital de la Tour (La Tour Réseau des Soins)
- Kantonsspital Baden AG (KSB)
- Kantonsspital Graubünden
- Kantonsspital Münsterlingen (Spital Thurgau AG)
- Kantonsspital Uri
- Spitalzentrum Biel AG / Centre hospitalier Bienne SA
- Universitätsspital Basel
- UniversitätsSpital Zürich
Die zehn Pilotspitäler wurden im Hinblick auf eine optimale Durchmischung nach folgenden Auswahlkriterien ausgewählt: Angemessene Vertretung der verschiedenen Landesteile; unterschiedliche Betriebsgrössen und Arten von Spitälern (z.B. Fachbereiche wie Kinderklinik, etc.); ausgeglichene Mischung zwischen bereits versierteren Anwendern und Neuanwendern der chirurgischen Checkliste; Berücksichtigung nicht-chirurgischer Interventionen; klare Zielsetzungen und interprofessionelle Aufstellung der Spitäler (Spitalleitung, Anästhesie, OP-Personal und Chirurgie); explizite Unterstützung durch die Leitung Chirurgie und Anästhesie; Engagement und Bereitschaft im Betrieb, die hohen Anforderungen des Programms zu erfüllen und eine geeignete Ausgangslage der Organisation (z.B. betriebsinterne Vorabklärungen und Vorbereitungen).
Etliche Betriebe konnten leider trotz sehr guter Voraussetzungen nicht berücksichtigt werden.
Für diejenigen Spitäler, die im Pilotprojekt nicht berücksichtigt werden konnten sowie für alle am Thema Sichere Chirurgie interessierten Betriebe bietet patientensicherheit schweiz jedoch ebenfalls Unterstützungsmaterialien an, die über patientensicherheit.ch bezogen werden können. Damit wird auch den nicht direkt beteiligten Spitälern ermöglicht, die chirurgische Checkliste einzuführen bzw. deren Einsatz zu optimieren. Die hohe Zahl der Anmeldungen ist ein deutliches Zeichen dafür, dass neben der Verbreitung themenspezifischer Empfehlungen zur Erhöhung der Patientensicherheit zusätzlich ein Angebot an nationalen Vertiefungsprojekten gefragt ist. In einem interprofessionellen, betriebsübergreifenden und strukturierten Vorgehen können Verbesserungen der Patientensicherheit erzielt werden.
Linkempfehlung
www.patentensicherheitschweiz.ch