Blutgefäße gewährleisten in Tumoren nur eine ungleichmäßige Verteilung von Blut und Sauerstoff. Dabei suchen sie sich Umgehungswege, die Shunts, wodurch unterversorgte Bereiche entstehen. Durch diese Mangeldurchblutung stirbt der Tumor jedoch nicht ab, schlecht durchblutete Tumoren sind im Gegenteil resistenter gegen Therapien mit Arzneimitteln oder Bestrahlungen.
In gesunden Gefäßen bestehen Verbindungen zwischen den Endothelzellen, die das Blutgefäß auskleiden. Diese leiten elektrische Signale über gemeinsame Poren, die Gap junctions, an Nachbarzellen weiter. Die Berliner Arbeitsgruppe entdeckte durch mathematische Simulationsverfahren, dass in Tumoren durch den Verlust dieser Poren ein wesentliches Signal zur Steuerung der Gefäßweite fehlt. Es entstehen Kurzschlussverbindungen, die dazu führen, dass Teile des Tumors kaum mit Blut versorgt werden, und auch Arzneimittel nicht hierher gelangen können.
Diese Verbindungen könnten durch antiangiogene Substanzen wieder aufgebaut werden. Wenn durch eine optimierte Weiterleitung von Informationen zwischen den Zellen das Gefäßnetzwerk im Tumor wieder normal arbeitet, erhält man eine bessere Sauerstoffversorgung und somit die Chance, mit Chemotherapeutika in alle Bereiche des Geschwürs vorzudringen. Als nächstes wollen die Forscher die Mechanismen der Kommunikation unter den Zellen genauer untersuchen. Fernziel ist die Entwicklung neuer Therapiestrategien gegen solide Tumoren.
Quelle: Pries, A. R., et. al: Nature Reviews Cancer, Online-Vorabpublikation, DOI: 10.1038/nrc2895.