Wieso überschreiten die Krankheitskosten der Frauen die der Männer um fast 36 Milliarden Euro? Auf welche Krankheiten sind bei älteren Menschen die höchsten Kosten zurückzuführen und auf welche bei Kindern und Jugendlichen? Krankheitskosten sind das Thema des 48. Heftes der Gesundheitsberichterstattung (GBE), es umfasst rund 30 Seiten. Das neue GBE-Heft "Krankheitskosten" schließt eine dreiteilige Reihe volkswirtschaftlicher Betrachtungen des Gesundheitswesens im Rahmen der Gesundheitsberichterstattung des Bundes ab. Zuvor erschienen bereits die GBE-Hefte 45 (Ausgaben und Finanzierung des Gesundheitswesens) und 46 (Beschäftigte im Gesundheitswesen).
Im Jahr 2006 entstanden der deutschen Volkswirtschaft durch Krankheiten direkte Kosten in Höhe von insgesamt rund 236 Milliarden Euro. Dabei handelt es sich vor allem um die Kosten der im Rahmen der ambulanten und (teil-)stationären Versorgung erbrachten diagnostischen, therapeutischen, rehabilitativen oder pflegerischen Leistungen. Hierzu zählen auch der damit in Verbindung stehende Verbrauch von Arznei- und Hilfsmitteln und die Inanspruchnahme von Zahnersatzleistungen.
Die höchsten Kosten entstanden durch Krankheiten des Kreislaufsystems mit insgesamt 35,2 Milliarden Euro. An zweiter Stelle mit 32,7 Milliarden Euro stehen die Kosten für Krankheiten des Verdauungssystems, zu denen als eine der besonders ausgabenintensiven Einzelkrankheiten die Zahnkaries gehört. Den dritten Rang bei den Kosten für Krankheitsklassen nehmen psychische und Verhaltensstörungen mit 26,7 Milliarden Euro ein. Fast gleichhoch waren die Ausgaben für Krankheiten des Muskel-Skelett-Systems.
Neben den direkten Kosten gehen zusätzliche Verluste für die deutsche Volkswirtschaft einher, die aus Arbeitsunfähigkeit, Invalidität und vorzeitigem Tod der erwerbstätigen Bevölkerung resultieren. Sie werden in Form von verlorenen Erwerbstätigkeitsjahren berechnet. Dieser Arbeitsausfall summiert sich auf einen zusätzlichen Ressourcenverlust von rund vier Millionen verlorenen Erwerbstätigkeitsjahren. Einschränkungen wie Schmerz oder Verlust an Lebensqualität entziehen sich normalerweise einer monetären Bewertung.
Die Ergebnisse der Krankheitskostenrechnung können in Verbindung mit weiteren epidemiologischen Daten zur Überprüfung und Steuerung der Ressourcenverteilung im Gesundheitswesen verwendet werden. Sie liefern Hinweise auf mögliche Einsparpotenziale für die Entwicklung gesundheitspolitischer Instrumente, dienen als Entscheidungshilfe bei der Vergabe von Forschungsmitteln, unterstützen die Gesundheitsberichterstattung sowie die Evaluation von Gesundheitszielen und können als Ausgangsbasis für die Berechnung künftiger Kostenentwicklungen - insbesondere vor dem Hintergrund des demografischen Wandels - genutzt werden. Krankheitskostenrechnung ist nicht wie zum Beispiel Kosten-Nutzen-Analysen oder Kosten-Effektivitäts-Analysen auf den Vergleich unterschiedlicher Maßnahmen angelegt.
Das GBE-Heft 48 "Krankheitskosten" kann schriftlich kostenlos bestellt werden beim Robert Koch-Institut, GBE, General-Pape-Straße 62, 12101 Berlin, E-Mail: gbe@rki.de
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Meldung von Susanne Glasmacher, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, Robert Koch-Institut, vom 08.01.2010.