Zur Behandlung starker Schmerzen werden heute Opioide eingesetzt. Das sind natürlich vorkommende oder synthetisch hergestellte Substanzen, die im Prinzip wie die Droge Morphium wirken. Wie diese können Opioide den Atemrhythmus im Gehirn, den sogenannten Atemantrieb, dämpfen. Mediziner sprechen von einer Atemdepression, die vor allem im Schlaf lebensgefährlich sein kann. Das Risiko, dass ein Schmerzpatient nach der Einnahme von Opioiden nicht mehr aufwacht, ist jedoch gering, wenn die Medikamente sorgfältig dosiert werden, versichert Professor Ulrich Koehler, Leiter des Schlafmedizinischen Zentrums an der Universität Marburg. Denn der Schmerz steigert den Atemantrieb. Er sei damit ein natürlicher Gegenspieler der Atemdepression.
Der Experte sieht eher die Gefahr, dass die Schmerzmittel einen erholsamen Schlaf verhindern. Opioide wirken sich, wie auch eine Reihe anderer Schmerzmittel negativ auf die Schlafqualität aus, berichtet Professor Koehler: Schon die einmalige Einnahme von Opioiden störe die Schlafarchitektur. Und da die Schlaflosigkeit den Schmerz verstärkt, drohe ein Teufelskreis, bei dem eine steigende Dosis an Schmerzmitteln die Schlaflosigkeit und dadurch den Schmerz weiter verschlimmere. Die Dosierung von Opioid-haltigen Schmerzmitteln muss deshalb spätestens nach sechs Wochen überprüft werden, fordert der Schlafforscher.
Benötigen die Patienten langfristig Opioide, kommt es nach den Erfahrungen des Experten bei fast jedem dritten Patienten zu schlafbezogenen Atmungsstörungen. Sie seien möglicherweise eine Ursache für die von vielen Patienten beklagte vermehrte Tagesschläfrigkeit. Gefährdet sind vor allem Menschen, die aufgrund von Lungenkrankheiten oder einem Schlafapnoe-Syndrom ohnehin schlecht schlafen. In der Maskenbeatmung des Schlafapnoe-Syndrom sieht Professor Koehler eine Möglichkeit den Schlaf der Schmerzpatienten zu verbessern und dadurch letztlich auch die Schmerztherapie zu unterstützen.