Bei Sportunfällen ist besonders häufig die Muskulatur betroffen. Das gilt insbesondere bei Sportarten mit explosiven und schnellen Bewegungsaktionen wie Sprints oder Sprüngen. So machen Muskelläsionen etwa 30 bis 35 Prozent der Verletzungen zum Beispiel im Fußball und in der Leichtathletik aus. Im Profisport ist der betreuende Arzt im Verletzungsfall sofort zur Stelle. Freizeitsportler lassen Verletzungen häufig gar nicht oder erst mit zeitlicher Verzögerung behandeln. „Dabei erhöht die unmittelbare Erstversorgung deutlich die Chancen auf einen zügigen Heilungsprozess, die rasche Wiederaufnahme des Trainings und die erfolgreiche Teilnahme an Wettkämpfen“, erklärt Dr. med. Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt, Mannschaftsarzt des FC Bayern München und der deutschen Fußball-Nationalmannschaft.
Neben der Erstversorgung und der schnellen Diagnosestellung profitieren Topathleten gegenüber Freizeitsportlern vor allem von der kontinuierlichen und täglichen Behandlung durch den Physiotherapeuten, den Masseur und den Rehabilitationstrainer. Regelmäßige Verlaufskontrollen ermöglichen bei Bedarf die Anpassung des Maßnahmenplans. „Dementsprechend sind Profisportler in der Regel auch wesentlich schneller wieder voll einsatzbereit als ‚Normalsportler‘“, so Müller-Wohlfahrt.
Auch im Freizeitsport sind Prellungen, Muskelverhärtungen, „sogenannte Muskelzerrungen“ und schwerwiegendere Muskelverletzungen keine Seltenheit. Unzureichend oder falsch behandelt können sie zu lang-wierigen Problemen führen. Freizeitsportler und Betreuer von Schüler-, Jugend- oder Seniorensportgruppen sollten im Verletzungsfall auch ohne eindeutige Diagnose geeignete Erstmaßnahmen durchführen können. Sichere Anzeichen zum Beispiel für einen Muskelfaser- oder -bündelriss sind heftig einschießende, stechende Schmerzen, die durch Dehnung verstärkt werden. Bei Muskelverletzungen ist generell die Kühlung der betreffenden Körperpartie angezeigt. Geeignet ist insbesondere ein mit Eiswasser getränkter Schwamm, der etwa für zwanzig Minuten angewickelt wird. Weitere Kühlung von außen, ein späterer Verband zur Muskelentlastung und das Hochlagern etwa des Beines können Einblutungen und Entzündungsreaktionen verhindern oder zumindest minimieren und damit den Heilungsprozess beschleunigen. „Derart erstversorgt sollte der Freizeitsportler rasch seinen Hausarzt oder aber einen Orthopäden aufsuchen, der die konkrete Diagnose stellt und über die weitere Behandlung entscheidet“, empfiehlt Müller-Wohlfahrt.
Welche Maßnahmen im weiteren Behandlungsverlauf sinnvoll und notwendig sind, erklären Dr. med. Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt, Privatdozent Dr. med. Peter Ueblacker und Dr. med. Lutz Hänsel in ihrem neuen Fachbuch „Muskelverletzungen im Sport“.
Buchtipp:
Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt / Peter Ueblacker / Lutz Hänsel (Hrsg.)
Muskelverletzungen im Sport
Georg Thieme Verlag, Stuttgart. 2010
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