Dr. Andreas Valentin von der Krankenanstalt Rudolfstiftung in Wien fasst in der Ausgabe 6/09 der Schweizer Ausgabe der INTENSIV-NEWS den Artikel "Stressful intensive care unit medical crises: How individual responses impact on team performance" zusammen.
(Piquette D, Reeves S, LeBlanc VR: Stressful intensive care unit medical crises: How individual responses impact on team performance. Crit Care Med 2009; 37:1251-5)
Die Ergebnisse der Untersuchung zeigen, dass ein gesteigertes Arbeitsvolumen, hohe Risiken und grosse Verantwortung verbreitete Stressoren sind. Gleichzeitig konnten aber auch gute Ressourcen zur Stressbewältigung bei den Einzelnen und bei den Teams ausgemacht werden. Distress entsteht, wenn sich der Zustand eines Patienten unerwartet verschlechtert oder wenn erwartete Ressourcen nicht zur Verfügung stehen. Teammitglieder stecken sich leicht an mit Distress, was dann zu einer kollektiven Anspannung führt und die Arbeit erschwert.
Aus dem Text zitiert:
"Die pflegerische und ärztliche Tätigkeit an Intensivstationen wird meist mit Stress assoziiert und als besonders belastend eingestuft. Die Gründe dafür liegen in der regelhaften Konfrontation mit schwerer Krankheit und Tod, aber auch in Faktoren wie Zeitdruck in Notfallsituationen, außergewöhnliche Situationen der Arbeitsbelastung, komplexe Kommunikation in großen interdisziplinären Teams und Interaktion mit stark belasteten Patientenangehörigen. Der Einfluss von Stress auf das Auftreten von Burnout ist ebenso bekannt wie auf die Entstehung von Fehlern.
Die vorliegende Studie beschäftigt sich mit der interessanten Fragestellung, wie Stress an Intensivstationen wahrgenommen wird, welche Stressoren relevant sind und wie sich die Reaktion einzelner auf Stress auf die Teamleistung auswirkt. Dazu wurden an einer kanadischen Intensivstation in einem multidisziplinären Team 32 Interviews durchgeführt und ausgewertet.
Der Umgang mit den Aufgaben an Intensivstationen kann zum einen als Herausforderung, zum anderen manchmal auch als Bedrohung wahrgenommen werden. Obwohl Intensivstationen als Bereiche mit einer Vielzahl an Stressoren zu bewerten sind, ist wenig darüber bekannt, wie solche Stressoren die Teamleistung beeinflussen. In einer sehr vereinfachten Darstellung kann ein geringes Ausmaß an Stress als positiv und sogar notwendig für den Ablauf eines Arbeitsprozesses betrachtet werden, während zu viel Stress als negativ und die Leistung vermindernd einzustufen wäre. [ ... ]"
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Weitere Themen der Ausgabe 6/09 sind:
- Procalcitonin zur Diagnose bakterieller Infektionen und Steuerung der Antibiotikatherapie
- IABP bei infarktbedingtem kardiogenem Schock?
- Limitationen der evidenzbasierten Medizin in der Intensivmedizin
- Kortikosteroide zur Prävention des Extubationsversagens?
- Das endgültige Aus für „nicht-renale“ Indikationen der Hämofiltration?
- Rhode Island Hospital is the only Level I trauma center and burn unit in Rhode Island
- Bridging the gap“- Die klinische Versorgung von Schwerbrandverletzten außerhalb eines Verbrennungszentrum