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Therapie des Bluthochdrucks mit Bewegung

 

Der Bewegungsmangel sei ein Risikofaktor für eine Hypertonie.

 

In einem Bericht von Univ.-Prof. Dr. Med. Wilfried Kindermann im Magazin CardioVasc der Urban & Vogel Verlagsgesellschaft wird der Zusammenhang von arteriellem Blutdruck und körperlicher Aktivität diskutiert.


Was ist Hypertonie?

Hypertonie, auch Bluthochdruck genannt, kann jeden treffen. Die genaue organische Ursache ist noch unbekannt. Jedoch gibt es einige Risikofaktoren, welche als krankheitsfördernd betrachtet werden. Diese sind unter anderem positive Familienanamnese, Bewegungsmangel, Stress, hoher Salzkonsum, hoher Alkoholkonsum, niedrige Kaliumzufuhr, Rauchen, höheres Alter (Männer >55 Jahre, Frauen >65 Jahre), Übergewicht, Typ 2 Diabetes und erhöhte Blutfettwerte. Eine Verengte Nierenarterie, chronisches Nierenleiden, Stoffwechselstörungen oder erkrankte Gefässe führen oft zu Hypertonie.

Von Hypertonie springt man, wenn der systolische Druck über 140mmHg und der diastolische Wert über 90mmHg liegt (Idealwert: 120/80). Dabei wird in leichter bis schwerer Bluthochdruck eingeteilt. Oft verläuft die Krankheit zunächst symptomfrei. Erste Anzeichen können Schwindelgefühl, Kopfschmerzen, Müdigkeit, Kurzatmigkeit und andere Symptome sein. Ein langfristig erhöhter Blutdruck kann Organe schädigen (Herz und Niere) und zu Herzinfarkt oder Nierenversagen führen.

Therapiert wird eine Hypertonie mit Lebensstiländerung, Ernährungsumstellung, Medikamenten und Bewegung. Bei der Ernährung wird vor allem auf eine salzreduzierte Ernährung geachtet. Ausserdem sollte Alkohol gemieden werden.

Es ist wissenschaftlich erwiesen, dass Personen mit einer niedrigen körperlichen Aktivität ein höheres Risiko bergen, eine Hypertonie zu entwickeln als körperlich fitte Personen. Es gibt sogar Hinweise dafür, dass ein früher Beginn von regelmässiger Bewegung eine spätere Hypertonie verhindern oder vermindern kann. Doch wie genau spielen Bewegung und Blutdruck zusammen? Dabei können Akuteffekte von chronischen Effekten unterschieden werden.


Akuteffekte

Bei einer einmaligen körperlichen Belastung ergibt sich ein Zusammenhang zwischen Herzzeitvolumen und dem totalen peripheren Gefässwiderstand. Wenn gleichzeitig der periphere Gefässwiderstand gesenkt wird und das Herzzeitvolumen bei Belastung ansteigt, bleibt der Blutdruck unverändert. Bestimmt werden der Gefässwiderstand und das Herzzeitvolumen vom Verhältnis der statischen und dynamischen Muskelarbeit, der Intensität und der Pressatmung.

Bei einer dynamischen aeroben Belastung (Joggen, Radfahren etc.) mit einem geringen bis mässigem Krafteinsatz werden als Volumenbelastungen verstanden, welche das Herzzeitvolumen gleichmässig zur Intensität steigen lässt und den peripheren Gefässwiderstand reduziert. Dadurch steigt auch der systolische Blutdruck an während der diastolische Blutdruck unverändert bleibt. Bei Hypertonie ist der Blutdruckanstieg ähnlich wie beim gesunden Menschen. Jedoch liegen bei Hypertonikern die Blutdruckwerte bei und nach Belastung allgemein höher, da die Ausgangswerte vor der Belastung bereits erhöht waren.

Bei einer statischen Belastung (z.B. Kraftbelastung) wird die Druckarbeit des Herzens erhöht und die intramuskulären Gefässe komprimiert. Das Herzzeitvolumen nimmt dabei nur mässig zu, während der periphere Gefässwiderstand gleich bleibt oder sogar ansteigt. Das bedeutet, dass der systolische und diastolische Blutdruck bei einer statischen Belastung viel mehr ansteigen als bei einer dynamischen Belastung. Ein gesundes Gefässsystem wird durch solche kurzfristigen hohen Blutdruckanstiege nicht gefährdet.

Nach einer Belastung (in den ersten Stunden) kann der Blutdruck von gesunden Menschen aber auch von Hypertonikern niedriger ausfallen als sonst. Bei Hypertonikern sind sogar gesunde Werte erreichbar. Der Blutdruck kann je nach Belastungsform systolisch um 10-20mmHg und diastolisch um 5-10mmHg gesenkt werden. Die Senkung des Blutdrucks ist bei Hypertonikern stärker als bei gesunden Menschen ohne Hypertonie.

 

Chronische Effekte

Der systolisch und der diastolische Blutdruck können mit regelmässigem körperlichen Training gesenkt werden. Dies bestätigen 44 randomisiert kontrollierte Studien, welche den Blutdruck langfristig beobachteten. Es nahmen allgemein 2677 Männer und Frauen im Alter von 21 bis 79 Jahren teil. Die Blutdruckeffekte schienen dabei unabhängig vom Alter und vom Geschlecht zu sein. Meistens konnte der Blutdruck bereits nach drei Wochen bis drei Monaten gesenkt werden. Danach erfolgte keine weitere Abnahme. Jedoch stieg der Blutdruck wieder, wenn ein bis zwei Wochen nicht mehr trainiert wurde.

 

Wie genau erfolgt die Blutdrucksenkung?

Die genauen Mechanismen sind noch nicht bekannt. Jedoch wird häufig der Abfall der Noradrenalinkonzentration im Blut als Indikator für die Aktivität und eine Beeinflussung der Barorezeptoren herangezogen. Auch wird beim Training in den Nieren vermindert Natrium rückresorbiert. Dadurch wird der Blutdruck gesenkt. Diskutiert wird auch die Wirkung einer Freisetzung von zirkulierenden vasodilatierenden Substanzen und dem Abfall von Renin auf den Blutdruckabfall.

 

Geeignete Sportarten

Wichtig ist hier, dass Sport immer zusammen mit anderen Therapiemassnahmen wie zum Beispiel Gewichtsreduktion, Ernährungsumstellung, Reduktion des Kochsalzgebrauchs und des Alkoholkonsums und Lebensstiländerung erfolgt. Auch sollte vor einem regelmässigen Training eine ärztliche Abklärung erfolgen, bei dem das kardiovaskuläre System und der Bewegungsapparat geprüft werden.

Geeignet für Hypertoniker sind dynamische, ausdauerorientierte Sportarten bei dem im aeroben Bereich gearbeitet wird. Eher ungeeignet sind statische, kraftbetonte Belastungen. Doch neben diesen zwei Kriterien sollten auch persönliche Vorlieben, Erfahrungen mit Sport, Umfeldfaktoren und die psychische Belastung berücksichtigt werden. Vor allem Ausdauersportarten sollten bevorzugt werden, da diese den Blutdruck langfristig senken können während nur ein moderater akuter Blutdruckanstieg erfolgt. Joggen, Radfahren, Schwimmen, Walking sind günstige Sportarten, für welche es verschiedene wissenschaftliche Belege gibt. Eher bedingt geeignet sind Sportspiele (Einzel- oder Mannschaftsspiele), da es zu Belastungsspitzen kommen kann, welche den Blutdruck kurzfristig stark erhöhen. Vor allem schnelle Ballspiele führen zu diesem Effekt. Besser geeignet sind langsame Ballspiele, bei denen jedoch der Kreislauf weniger angeregt wird. Sehr ungeeignet sind Kraft- und Schnellkraftbelastungen wie Sprinten, Wurf- und Stossdisziplinen der Leichtathletik und Klettern. Ihr Kreislaufeffekt ist irrelevant und führt zu einem hohen Blutdruckanstieg. Ebenfalls ungeeignet sind Surfen und Tauchen. Auch Gewichtheben, Bodybuilding, Ringen und gezieltes Krafttraining ist für Hypertoniker ungeeignet. Wird Krafttraining jedoch nur mit 40-60% der Maximalkraft und hoher Wiederholungszahl ausgeführt, scheint es auch für Hypertoniker geeignet zu sein.

Training bei kardiovaskulären Hochdruckschäden (KHK oder myokardiale Schädigung) sollte gut dosierbar und ausdauerorientiert sein. Es sollte während der Belastung noch geredet werden können ohne eine deutlich erschwerte Atmung. Die Voraussetzung für ein körperliches Training bei kardiovaskulären Hochdruckschäden stellt ein normaler Blutdruck dar.

Das Training sollte regelmässig stattfinden (3 bis 5 Mal in der Woche) für jeweils 30 bis 60 Minuten mit 50-60% der Maximalbelastung. Je niedriger die Intensität, umso länger sollte die Trainingseinheit dauern. Wöchentlich sollte mithilfe des Trainings mindestens 1000 Kalorien verbrennt werden. Die Herzfrequenz sollte bei 60-70% der individuellen maximalen Herzfrequenz liegen.

 

Fazit

Der hohe Blutdruck kann mithilfe von Sport gesenkt werden, sofern die richtige Sportart individuell gewählt wird und sie richtig ausgeführt wird. Die Blutdruckwerte können sogar normalisiert werden und somit Medikamente eingespart werden. Jedoch muss der Sport lebenslang und regelmässig ausgeübt werden um eine relevante Blutdrucksenkung zu erreichen. Hypertoniker, welche sich in medizinischer Behandlung befinden, sollten mit leistungsneutralen Medikamenten behandelt werden. Durch Betablocker kann es zu einer frühzeitigen muskulären Ermüdung kommen.


Quelle:

Cardiovasc (mit Springer Medizin Login zugänglich) >>

 

Bluthochdruck - Vorbeugen >>

 

 

 

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