Um Thrombosen oder Thromboembolien im Spital zu verhindern, werden medikamentöse Blutverdünner vorbeugend eingesetzt. Häufig wird zusätzlich das Tragen von Venenkompressions-Strümpfen empfohlen.
Die Befürworter der Strümpfe bestätigen den positiven Effekt der Venenkompression unabhängig von der medikamentösen Therapie. Kritiker hingegen finden keine hinreichenden wissenschaftlichen Belege für die Wirksamkeit der Kompressionsstrümpfe.
Zu diesen beiden Polen nahmen Fachexperten an einem Treffen im Februar in München Stellung und diskutierten die Frage, ob im Zeitalter der modernen Blutverdünner Kompressionsstrümpfe tatsächlich noch notwendig seien.
Aktuelle Leitlinien zur Prophylaxe der venösen Thromboembolie empfehlen das Tragen von Kompressionsstrümpfe ausdrücklich nach Operationen mit einem erhöhten Thromboembolie-Risiko sowie bei Patienten, bei denen keine medikamentösen Blutverdünner eingesetzt werden dürfen. In allen anderen Situationen heisst es: Die Kompressionsstrümpfe „können“ zusätzlich eingesetzt werden, „müssen“ aber nicht. Diese Empfehlung gäbe selbst Ärzten zu viel Ermessensspielraum, so die Experten. Es dürfe nicht sein, dass die medizinische Notwendigkeit gegen den ökonomischen Druck ausgespielt werde – dies könne fatale Folgen für die Patienten haben.
Beim Treffen in München einigten sich die Experten darauf, biomechanische Tests von Kompressionsstrümpfen zu veranlassen. Dies könne vom „Glauben“ an eine Wirkung der Strümpfe zum „Wissen“ führen, war die Konsensmeinung. Ausserdem verlangten sie die Durchführung von klinischen Studien für eine Verbesserung der Datenlage.
Es gäbe immer noch viele Gründe, die für die Kombinationstherapie „Strümpfe plus Medikamente“ sprechen. Jedenfalls gäbe es keinen Grund, die Strümpfe wegzulassen.