Der Tod ist auf Palliativstationen immer gegenwärtig - eine große Belastung für die Mitarbeiter. Was sie auffängt und was besonders stresst, haben Forscher aus Bonn und Göttingen in einer bundesweiten Befragung untersucht, die in "Der Schmerz" veröffentlicht ist, dem offiziellen Organ der Deutschen Gesellschaft zum Studium des Schmerzes e.V. (DGSS). Ergebnis: Besonders belastend sind ein nicht erfüllter Anspruch der Palliativmedizin und die Beziehung zum Patienten. Nähe, Ähnlichkeiten mit der eigenen Lebenssituation und ein junges Alter des Patienten machen Mitarbeitern auf Palliativstationen besonders zu schaffen. Was hilft, ist allem voran das Team, gefolgt von Humor und dem Privatleben.
Die Spezialisten um Birgit Jaspers (Universität Göttingen/Bonn) empfehlen daher, die Teamkommunikation zu stärken und die eigenen Ansprüche zu hinterfragen, um sie auf ein realistisches Maß zu bringen.
Todesfälle in kurzer Folge sind besonders belastend
973 Personen von 158 deutschen Palliativstationen beantworteten den Fragebogen der Forscher. Fast 80 Prozent der Befragten waren Frauen, die durchschnittliche Arbeitsdauer auf der Station lag bei sechs Jahren. Besonders diejenigen, die schon lange dabei waren, litten unter nicht erfüllten Ansprüchen an die eigene Arbeit. Je ein Fünftel beklagten mangelnde psychosoziale Betreuung, mangelnde medizinische Betreuung und mangelndes Zeit- und Personalmanagement. Eine große Nähe zum Patienten fand fast ein Viertel der Befragten belastend (24 Prozent). Sind Patienten jung, haben junge Kinder oder ähneln sie dem Mitarbeiter/der Mitarbeiterin, steigert das ebenfalls die Belastung. Schnell aufeinander folgende Todesfälle werden als anstrengender empfunden als gleichmäßig mit Abständen erfolgende, auch wenn die Gesamtzahl in einer Zeitspanne gleich ist.
Austausch ist wichtig
Häufiges Stresssymptom nach Todesfällen ist Überredseligkeit, gefolgt von Reizbarkeit, Rückzug und Spannung im Team. Besonders gut mit dem Tod umgehen können Teams, deren Mitglieder sich austauschen. In Teams, die bei Belastung kaum miteinander kommunizieren, sehen die Mitglieder die Zukunft eher düster und können sich nicht vorstellen, die Arbeit auf der Palliativstation noch lange fortzusetzen. Auch ist in solchen Teams die kritische Anzahl von Todesfällen pro Woche niedriger als im Durchschnitt. Durchschnittlich geben die Mitarbeiter an, dass ihr Team rund vier bis fünf Todesfälle in einer Woche verkraften könne.
Titelaufnahme
M. Müller, D. Pfister, S. Markett, B. Jaspers: Wie viel Tod verträgt das Team? Eine bundesweite Befragung der Palliativstationen in Deutschland. In: Der Schmerz 2009, 23:600-608
Meldung von Meike Drießen, Pressestelle, Deutsche Gesellschaft zum Studium des Schmerzes e.V. (DGSS), vom 20.01.2010.